Glaubwürdigkeit braucht mehr als ein paar schöne Worte.

Da ich um Vertrauen werbe, möchte ich ein paar Einblicke geben wer ich bin. Gute Parteiarbeit braucht Vertrauen gleichzeitig ist das gegenseitige Misstrauen, ob berechtigt oder eben nicht, in unserer Partei sehr ausgeprägt. Es scheint sogar schon Teil der Parteikultur zu sein. Das muss sich dringend ändern.

Da ich natürlich keine Auotobiografie schreiben möchte und Ihr auch keine Zeit habt diese zu lesen, werde ich versuchen unter verschiedenen Aspekten exemplarisch was von mir zu erzählen. Früher dachte ich, dass mein Lebenslauf keinen roten Pfaden für irgendetwas hat. Bei der Bewerbung für Europa ist mir dann aber aufgefallen, dass mich nahezu jeder Schritt nach dem Abitur sowie meine Erziehung zu einem objektiv guten Angebot gemacht hat.

Heute Teil 1: Vertrauen beim Agieren für Euch nach außen

Ich habe auf den Straßen Istanbuls bewiesen, dass mir das Gemeinwohl wichtiger ist als meine eigene Freiheit. Meine 15 Minuten der Bekanntheit habe ich erlangt, indem ich Seifenblasen auf Polizeiblockaden gepustet habe und immer wieder in der ersten Reihe kreative Poster hochgehalten habe. Ins Fernsehen oder in die Zeitung zu kommen, ist nicht schwierig, zentral ist aber das wie und mit welchen Themen. Mehrfach bin ich in Uhaft genommen worden und habe einen schönen Brief vom „Büro für Terror und Organisierte Kriminalität“ sowie jede Menge Fotos als Erinnerung. Teil der Erinnerungen ist auch, dass mein Doktorvater mir sagte, ich solle vorsichtig sein und ich ihm antwortete, dass es sicherlich einfacher seie sich auf eine Doktorarbeit zu konzentrieren, wenn man im Gefängnis säße. Aber viel wichtiger, habe ich ihm die rhetorische Frage gestellt, wer denn Verantwortung übernehmen solle, wenn nicht die Studentin, die ohne eigene Kinder niemandem verpflichtet sei. Mein Doktorvater, dessen linker Vater in seiner Kindheit ermordet worden war, woran ich in dem Moment nicht dachte, hat dann geschwiegen und mir in die Augen geschaut. Wir waren uns also einig und heute blicke ich mit Stolz auf damals zurück und natürlich mit Trauer. Ich kann nicht in die Türkei und Erdogan hat alles nur noch schlimmer gemacht.

Ihr habt mir mit der Wahl in den Parteivorstand das enorme Privileg einer politischen Stimme gegeben. Diese habe ich seitdem auch benutzt um Erdogan, Putin und andere Despoten zu kritisieren. Die Pflicht, die aus diesem Privileg erwächst, ist mir wichtiger als mein Privatleben. Also benutze ich stets meine Stimme und kann deshalb nicht in die Türkei meine Familie besuchen. Ich erzähle das, weil mich viele nicht wirklich kennen, ich es aber entscheidend finde, dass Ihr wisst, dass auf mich wirklich Verlass ist. Im Zweifel entscheide ich mich für das Aufrechtgehen und übernehme Verantwortung, wann immer ich kann. Zugegeben bin ich da sehr streng mit mir selbst. Vorbild ist nämlich klar mein Vater, der bis zu seinem Tod sich politisch engagierte und in den 70er in der Türkei im Gefängnis gesessen hatte. Ich strebe nicht nach Bilderbuchkarriere, nach Eigenheim oder Beliebtheit, sondern möchte einfach nur möglichst effektiv für eine bessere Welt kämpfen.

Foto: Abfotografiert aus einem Buch zu den Gezi Protesten.